In unserer letzten Telefonkonferenz des Web-Teams wurde ich gebeten, ein Zwischenfazit für den „Stream towards Degrowth 2016“ zu schreiben. Ein undankbarer Job, denn – so interessant und unterschiedlich die Veranstaltungen des Streams im Einzelnen sind – so uninteressant sind Zwischenfazits, die wohl- oder übel auf eher abstrakter Ebene arbeiten. Mein Kollege Christopher meinte ich solle einfach die ganze Zeit Parallelen zwischen dem Stream und Independence Day II ziehen (ein Film, zu dem mich niemand hier im Büro begleiten wollte), das hat aber leider nicht geklappt.
Der „Stream towards Degrowth 2016“ ist unser Versuch, Veranstaltungen zum Thema Degrowth zu vereinen und sichtbar zu machen. Schließlich tut es immer gut, zu wissen, dass man nicht ganz alleine vor sich hinwurschtelt, sondern auch andere versuchen, mit einer wachstumsfixierten Kultur, Politik und Wirtschaft zu brechen. Mittlerweile haben sich 54 Veranstaltungen für den Stream angemeldet (weitere Anmeldungen sind jederzeit möglich!). Aber was sind das eigentlich für Veranstaltungen, wo finden sie statt und um welche Themen gehts dabei?
An dieser Stelle schwant dem/der Lesenden schon nichts Gutes – der wird doch nicht?...doch, eine statistische Auswertung. Das peppt jeden Blog-Beitrag auf.
Etwas über die Hälfte der Veranstaltungen findet im ländlichen Raum oder in Kleinstädten statt. Dabei fallen vor allem die 12 Projektwochen des Bergwaldprojekts ins Gewicht, die Wald- und Naturschutzarbeiten mit Diskussionen über gesellschaftlich Veränderungen verbinden. Unter den Großstädten sticht Berlin mit 5 und Leipzig mit 6 Veranstaltungen ins Auge. Die Degrowth-Konferenz 2014 in Leipzig scheint also durchaus nachzuwirken.
Die Verteilung innerhalb Deutschlands zeigt besonders viele Veranstaltungen in Niedersachsen und Sachsen. Die hohe Zahl in Niedersachsen kommt vor allem durch die Ringvorlesung Postwachstumsökonomie in Oldenburg zustande, die aus 6 Veranstaltungen besteht.
Natürlich ist Statistik nur dann interessant, wenn man eindeutige und interessante Trends erkennt und daraus dann steile Thesen ableitet. Bei so unterschiedlichen Veranstaltungen sind solche Thesen allerdings schwer herzuleiten. Ich tue es trotzdem und meine lautet: Die Degrowth-Interessierten sind einen Schritt weiter, sie brauchen keine Problemanalyse mehr und auch keine Degrowth-Einführung, sie wollen selber an Lösungen zu konkreten Problemen arbeiten. Diese These belegen die folgenden beiden Abschnitte – absolut wasserdicht!
Zwar sind Frontalveranstaltungen wie Vorträge und Vorlesungen noch immer das häufigst gewählte Format. Alle interaktiven Formate wie Wald & Naturschutzarbeiten, Seminare, Workshops und Fahrradtouren zusammengefasst, sind aber eindeutig in der Überzahl. Dies ist vielleicht schon ein kleiner Hinweis darauf (Achtung: steile These!), dass es Degrowth-Interessierten nicht mehr darum geht, Postwachstum und Krisen erklärt zu bekommen, sondern selber darüber nachdenken zu wollen, wie Alternativen aussehen können.
Viele Veranstaltungen führen in das Thema Postwachstum und Degrowth ein. Dazu ist auf der Seite der Analyse auch eine Beschäftigung mit der Degrowth-Bewegung selbst dazugekommen – also eine strategische Diskussion.
Neben diesen allgemeinen Veranstaltungen zu Degrowth, gibt es eine große Zahl von Veranstaltungen, die sich mit konkreten thematischen Problemfeldern und Alternativen beschäftigen. Dabei geht es einerseits um unsere eigenen mentalen Infrastrukturen (kulturelle Leitbilder, Konsum, Naturverhältnis) und zu entwickelnden Fähigkeiten als auch um die ökologischen Krisen (Klima, Ernährung) und sozialen Krisen (Zeitwohlstand, bedingungsloses Grundeinkommen, Postdevelopment) und wie diese zu lösen sein könnten.
Soweit also ein kurzes Zwischenfazit zum Stream. Viele Highlights stehen noch vor der Tür, z.B. eine Reihe von Veranstaltungen in Magdeburg zum Thema Degrowth und Migration, der UTOPIKON und natürlich die beiden Veranstaltungen, auf die der Stream hinführt – die Degrowth-Sommerschule im Rheinland und die Degrowth-Konferenz in Budapest.
So liebe Leser_innen, ich hoffe Ihr hattet trotzdem etwas Freude beim Lesen. Und wen es interessiert – Independence Day II ist ein solider Actionfilm aber abgesehen davon, dass es wie beim Stream ums Weltretten geht, sind die Gemeinsamkeiten begrenzt.
Aus unserem Projekt Degrowth in Bewegung(en) Artivism ist keine Bewegung im eigentlichen Sinne. Es ist eher eine Haltung, eine Praxis in den fruchtbaren Grenzbereichen zwischen Kunst und Aktivismus. Artivism entsteht, wenn Kreativität und Widerstand ineinander fallen. Es ist das, was passiert, wenn unsere politischen Aktionen genauso schön werden wie Gedichte und genauso effektiv wie ein perfe...
By Kanchi Kohli and Manju Menon Is the world going through an environmental crisis? If yes, who has caused it and where does the onus to remedy it lie? If one is to go by the policy debates and outcomes worldwide, the existence of a crisis seems established, the attribution contested, and the road map for remedies under perpetual review. Each year several international conventions revisit thei...
Das Ende der Geschichte und der großen Erzählungen wurde verkündet und die Zukunft ist kein positives Versprechen mehr. Die gesellschaftliche Diskussion kreist trotz wirtschaftlicher und ökologischer Krise um ein scheinbar alternativloses Gesellschaftsmodell, das den Wachstumszwang des globalen Kapitalismus nicht zu hinterfragen wagt. Können jene Ideen, die sich um Begriffe wie Postwachstum und Degrowth scharen, die Alternativlosigkeit [...]