Überfluss und Knappheit
Der Verlag: Wer sich mit den menschlichen Bedürfnissen beschäftigt, sieht sich in lauter Widersprüche verwickelt: Wir glauben, die Welt werde nach unseren Bedürfnissen eingerichtet, tatsächlich richten sich unsere Bedürfnisse nach der Welt. Wir sind überzeugt, dass wir Macht über unsere Bedürfnisse haben, in Wahrheit sind die Bedürfnisse das Einfallstor der Macht, die über uns ausgeübt wird. Wir halten die Bedürfnisse für den Ausdruck unseres ureigensten Wollens, aber sie sind ein Verhängnis, das über uns kommt. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, aber: je größer der Überfluss, desto bedürftiger die Menschen.
Marianne Gronemeyer kommt zu einem ernüchternden Fazit: »Was den Konsumzwang so verderblich macht und den (falschen) Bedürfnissen ihre teuflische Macht verleiht, ist nicht nur der Umstand, dass Menschen über Gebühr mit Unnützem und Überflüssigem in Betrieb gehalten werden, sondern, dass sie dafür ihre Seele verkaufen. Die ›falschen Bedürfnisse‹ werden nicht nur angedreht, um die Produktionsmaschinerie auf Hochtouren zu halten, sondern um die ›wahren‹ Bedürfnisse auszurotten.«