Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg starten heute eine Online-Befragung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zum Thema Wachstum. Die Forscherinnen und Forscher wollen herausfinden, wie wichtig wachsende Gewinne oder Beschäftigtenzahlen für die Unternehmensstrategie sind, ob und wie stark die Unternehmen wachsen und welche Unternehmen bewusst nicht wachsen wollen. Sie schließen damit eine Lücke in der Diskussion um eine „Postwachstumsgesellschaft“, in der die Rolle der Unternehmen bislang ausgeblendet war. Die Unternehmensbefragung ist Teil des Forschungsvorhabens „Postwachstumspioniere“, das bis Ende 2014 läuft und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird.
„Unternehmen müssen wachsen, wenn sie am Markt bestehen wollen – dieses Credo wurde jahrzehntelang nicht hinterfragt“, sagt Jana Gebauer, Wissenschaftlerin am IÖW. „Als Gradmesser für Erfolg gelten dabei vor allem steigende Gewinne, Umsätze und Beschäftigtenzahlen. Für immer mehr Unternehmen ist ein solches Wachstum jedoch nicht möglich – oder sogar nicht gewollt. Uns interessiert: Sehen sich diese Unternehmen dennoch als erfolgreich an? Und wenn ja: Was sind ihre Erfolgskriterien?“ In einer gerade veröffentlichten Pilotstudie geben die Forschenden am IÖW erste Antworten auf diese Fragen. Sie zeigt vielfältige Ansätze von Unternehmen, sich qualitativ zu entwickeln und gesellschaftlich zu wirken, statt allein zahlenmäßig zu wachsen. Die aktuelle Befragung von KMU soll nun erfassen, wie groß der Anteil dieser wachstumsneutralen Unternehmen ist, in welchen Branchen es besonders viele davon gibt und welche Wettbewerbsstrategien sie verfolgen. Sie ermöglicht erstmals eine differenzierte Betrachtung darüber, wie und warum kleine und mittelständische Unternehmen Wachstum anstreben – oder auch nicht. Die Ergebnisse werden in einem Diskussionspapier zusammengefasst und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Projekt „Postwachstumspioniere“ will mittelständischen Unternehmen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie besser mit den ökologischen, sozialen und ökonomischen Grenzen des Wachstums umgehen können. Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der DBU, ist von der Wichtigkeit des Vorhabens überzeugt: „Permanentes Wirtschaftswachstum ist nicht nur langfristig unrealistisch, es wirft auch erhebliche ökologische und soziale Probleme auf. Deshalb ist es wichtig, nach Alternativen zu suchen. Die sogenannten „wachstumsneutralen Unternehmen“ zeigen, wie es bei gleichzeitiger Existenzsicherung anders geht: Sie orientieren sich nicht vordergründig an wachsenden Umsätzen oder Mitarbeiterzahlen, sondern an Größen wie Arbeits- und Lebensqualität, Ressourceneffizienz und dem ökologischen Nutzen der Produkte und Dienstleistungen. Damit sind sie Vorreiter und gute Beispielgeber für andere Unternehmen.“
Neben der Breitenbefragung erarbeitet das Projektteam Fallstudien zu erfolgreichen wachstumsneutralen Unternehmen, die in einer Broschüre zusammengefasst werden. Im Vordergrund steht hierbei die Frage nach den Unternehmensstrategien, aber auch nach persönlichen Motiven, Chancen und Risiken dieser Art der Unternehmensführung. Auf mehreren Tagungen und Workshops, die sich in erster Linie an Wirtschaftsvertreter/innen richten, können die Projektergebnisse diskutiert und auf ihre Übertragbarkeit hin geprüft werden.
Weitere Informationen zu dem Projekt und zu aktuellen Terminen finden Sie unter www.postwachstumspioniere.de. Hier stehen auch die Ergebnisse der Pilotstudie, erschienen als IÖW-Schriftenreihe 205/13, zum Download zur Verfügung. Diskutieren Sie mit: Auf dem Blog Postwachstum finden Sie Beiträge zur Rolle von Unternehmen in der Postwachstumsgesellschaft, Meinungen und Kommentare zum Thema, Termine, Literaturtipps und vieles mehr.
Zur KMU-Online-Befragung: "Wie wichtig ist Wachstum für KMU?": www.onlineumfragen.com/login.cfm?umfrage=48563 > Kommentieren Sie diesen Artikel auf dem Blog "Postwachstum"As much as building walls cannot be the answer to the horrible situation of refugees seeking asylum in Europe, it cannot be the means of choice for protecting national economies either. In the face of a resurgence of sovereigntist and nationalist rhetoric from both the Right and the Left, the French Degrowth Project makes the case for open relocalization as a basis for a new international: By...
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