Über die Mythen der Green Economy. 4. aktualisierte Auflage. Reihe «luxemburg argumente».
Rosa Luxemburg Stiftung: Sie stoppt den Klimawandel und das Artensterben und schafft nebenbei hohe Wachstumsraten und Millionen Arbeitsplätze: die Green Economy. Sie gilt als Wunderwaffe, die uns aus der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wieder herausholt und die ökologischen Probleme gleich mit löst. Was aber bedeutet Green Economy? Es geht darum, mit entsprechenden politischen Rahmenbedingungen dafür zu sorgen, dass mehr Kapital fließt, um so die Wirtschaft zu «begrünen» und möglicherweise auch neue «grüne» Arbeitsplätze zu schaffen. Unternehmen sollen für Umweltschäden einen «angemessenen» Preis zahlen. Auch der Staat soll seine eigenen Einkäufe (die öffentliche Beschaffung) an ökologisch nachhaltigen Kriterien ausrichten sowie die Infrastrukturen umweltfreundlich gestalten.
Im Juni 1992 brachte die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro einen Begriff hervor, der jahrelang als Leitmotiv für die globale Politik galt: die «nachhaltige Entwicklung». Zwei Jahrzehnte später, auf der UN-Konferenz Rio+20, sollte die Green Economy die nachhaltige Entwicklung als neue Zauberformel ablösen.
Inzwischen wird also seit 25 Jahren von der «Begrünung» des Kapitalismus geschwärmt. Gleichzeitig ist offensichtlich: Irgendwie geht es mit der nachhaltigen Entwicklung nicht recht voran. Die CO2-Emissionen steigen weiter, die biologische Vielfalt schrumpft dramatisch, die Böden werden übernutzt. Hunger, Armut und Ungleichheit nehmen in vielen Ländern zu. Die gefeierte «Versöhnung von Ökologie und Ökonomie» gestaltet sich zäh. In der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise wird auf eher «traditionelle» Wachstumsstrategien zurückgegriffen, die oft wenig nachhaltig sind. Die Zauberkraft der Green Economy ist zweifelhaft.
Diese Broschüre soll zeigen: Green Economy ist ein umkämpfter Begriff. Er wird je nach Interessenlage mit unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Inhalten gefüllt. Auf den folgenden Seiten soll deutlich werden, wo die Vorschläge zu kurz greifen, die BefürworterInnen zu schnell den Kompromiss mit den herrschenden Kräften suchen sowie ökologisch und sozial gerechte Alternativen eher verdrängen als fördern. Doch was sind Alternativen, und wie sähe ein Gegenbild zur Green Economy aus? Auch darum soll es hier gehen. Denn fest steht: Wenn eine Green Economy nur den Kapitalismus «begrünen» oder gar ausweiten will, wird sie sehr schnell ihren Glanz verlieren. Anstelle eines neuen Wachstumsprogramms verfolgen wir das plurale Projekt einer sozialökologischen Transformation.