Logo degrowth

Blog

"Eine große, gemeinsame Transformation ist notwendig!" – Interview mit Frederik Grüneberg

14.05.2014

Oekumenische

Frederik Grüneberg war Mitglied der Redaktionsgruppe der „Mainzer Botschaft“ der Ökumenischen Versammlung 2014 und ist auch Mitglied im Organisations-Kreis der Degrowth-Konferenz 2014. Im Interview im Rahmen des Stream towards Degrowth legt er dar, wo sich die beiden Bewegungen auf der Suche nach „einer Ökonomie des Lebens“ treffen.

Inwiefern ist unsere Gesellschaft wachstumsabhängig?

Unsere Gesellschaft ist in ihrer ganzen kapitalistischen Wirtschafts – und Lebensweise wachstumsabhängig, da dem Kapitalismus eine Anhäufungslogik zu Grunde liegt. Wir müssen nur unsere Mitwelt (Menschen, Tiere und unsere natürlichen Ressourcen) genug ausbeuten, dann wird von dem erwirtschafteten Reichtum schon genug für jeden übrig bleiben. Diese inzwischen zur „Staatsreligion“ erhobene „Logik“ beherrscht unseren Alltagsverstand. Mit der „Mainzer Botschaft“ zu sprechen: „Zwar erkennen viele, dass wir Nutznießer des Systems sind, aber wir lassen uns immer noch benutzen, dieses System bereitwillig oder gedankenlos zu legitimieren.

Welchen Beitrag wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Gesellschaft jenseits des Wachstums leisten?

Für uns als Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz war es deutlich, dass es in unseren Parlamenten keine Mehrheit für eine Wachstumswende gibt und wir deswegen mit allen anderen Akteuren, die eine große Transformation unserer kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung fordern, zusammen arbeiten müssen.

Wir wollen deswegen versuchen, zu einer großen Strategiekonferenz im nächsten Jahr einzuladen, in denen neben diesen christlich-geprägten Bewegungen, die Gewerkschaften, die sozialen Bewegungen (u.a. die junge „Degrowth-Bewegung“ in Deutschland) und die vielen kleineren und größeren Initiativen gemeinsam an einem Konzept für die große Transformation arbeiten. Die Ökumenische Versammlung 2014 hat außerdem viele der Überlegungen der Degrowth-Bewegung mit bedacht. Zum Einen in dem Einsatz für die Abkehr vom Wachstumsdogma, zum Anderen in der Beschäftigung mit dem Postwachstumsansatz von Niko Paech, u.a. seiner Suffizienz/Subsistenz-Orientierung, die auch eine industrielle Abrüstung (Schrumpfung der Industrie) zur Folge hätte. Außerdem spielten Konzepte wie das der „Solidarischen Ökonomie“, aber auch die „Gemeinwohlökonomie“ von Christian Felber deutlich eine Rolle und finden sich auch in der „Botschaft“ wieder.

Was macht für euch das "gute Zusammenleben" innerhalb einer Gesellschaft mit bewusst geringem Produktions- und Konsumniveau aus?

Zunächst einmal, dass wir nicht vergessen, dass ein geringeres Produktions- und Konsumniveau nicht die Existenzsicherung der Menschen bedrohen darf. Deswegen sprach sich die Ökumenische Versammlung für eine weltweite solidarische Grundsicherung aus. Diese soll den Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Wohnraum, Gesundheitsfürsorge, Bildungseinrichtungen und ressourcenschonender, regionaler Mobilität als Gemeingüter für jeden Menschen beinhalten. Diese Grundsicherung würde die Menschen aus den Zwängen von Hunger, Krankheit und fehlender Entfaltungsmöglichkeit befreien und könnte durch lokale und regionale (profitfreier) Kooperativen ermöglicht werden.

Außerdem müssen so unsägliche Freihandels- und Inverstitionsabkommen wie TTIP (zwischen EU und USA) und CETA (zwischen EU und Kanada) abgelehnt werden. Denn diese würden einen Sieg der kapitalistischen Anhäufungs- und Wachstumslogik bedeuten, denn wir unbedingt verhindern müssen.

Vielen Dank für das Interview! Zum Nachlesen in der „Mainzer Botschaft“ der Ökumenischen Versammlung 2014 hier.

Share on the corporate technosphere


Our republication policy

Support us

Blog

54 einfache Veranstaltungen um die Welt zu verbessern – Ihr Finanzberater hasst sie!

Titelbild

By: Kai Kuhnhenn

In unserer letzten Telefonkonferenz des Web-Teams wurde ich gebeten, ein Zwischenfazit für den „Stream towards Degrowth 2016“ zu schreiben. Ein undankbarer Job, denn – so interessant und unterschiedlich die Veranstaltungen des Streams im Einzelnen sind – so uninteressant sind Zwischenfazits, die wohl- oder übel auf eher abstrakter Ebene arbeiten. Mein Kollege Christopher meinte ich solle einfac...

Blog

Von der Postwachstumsgesellschaft zur Suffizienzpolitik

Von Angelika Zahrnt „Postwachstum“ war 2010, als unser Buch Postwachstumsgesellschaft (Seidl, I./Zahrnt, A.) erschien, noch ein völlig unbekannter Begriff. Heute ist Postwachstum zwar in vielen Ländern (erzwungene) Realität, aber diese Situation wird offiziell als vorübergehendes Phänomen eingeschätzt, das mittels der üblichen wachstumsfördernden Maßnahmen überwunden werden soll – mit staatlic...

Blog

Cooperide - the privilege of time or the performance of change

By: Constanza Hepp

Collaborative creation written down by Constanza Hepp Powered by hardcore conviction, Cooperide is a bloc that will travel from Copenhagen to Paris for COP21, starting November 14. A total of 1400 kilometres in 22 days. And we will do it by bike. Why bike? Simple answer: biking is an autonomous means of transportation free of direct CO2 emissions. It is good for the body and soul, it makes us ...