Frederik Grüneberg war Mitglied der Redaktionsgruppe der „Mainzer Botschaft“ der Ökumenischen Versammlung 2014 und ist auch Mitglied im Organisations-Kreis der Degrowth-Konferenz 2014. Im Interview im Rahmen des Stream towards Degrowth legt er dar, wo sich die beiden Bewegungen auf der Suche nach „einer Ökonomie des Lebens“ treffen.
Unsere Gesellschaft ist in ihrer ganzen kapitalistischen Wirtschafts – und Lebensweise wachstumsabhängig, da dem Kapitalismus eine Anhäufungslogik zu Grunde liegt. Wir müssen nur unsere Mitwelt (Menschen, Tiere und unsere natürlichen Ressourcen) genug ausbeuten, dann wird von dem erwirtschafteten Reichtum schon genug für jeden übrig bleiben. Diese inzwischen zur „Staatsreligion“ erhobene „Logik“ beherrscht unseren Alltagsverstand. Mit der „Mainzer Botschaft“ zu sprechen: „Zwar erkennen viele, dass wir Nutznießer des Systems sind, aber wir lassen uns immer noch benutzen, dieses System bereitwillig oder gedankenlos zu legitimieren.
Für uns als Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz war es deutlich, dass es in unseren Parlamenten keine Mehrheit für eine Wachstumswende gibt und wir deswegen mit allen anderen Akteuren, die eine große Transformation unserer kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung fordern, zusammen arbeiten müssen.
Wir wollen deswegen versuchen, zu einer großen Strategiekonferenz im nächsten Jahr einzuladen, in denen neben diesen christlich-geprägten Bewegungen, die Gewerkschaften, die sozialen Bewegungen (u.a. die junge „Degrowth-Bewegung“ in Deutschland) und die vielen kleineren und größeren Initiativen gemeinsam an einem Konzept für die große Transformation arbeiten. Die Ökumenische Versammlung 2014 hat außerdem viele der Überlegungen der Degrowth-Bewegung mit bedacht. Zum Einen in dem Einsatz für die Abkehr vom Wachstumsdogma, zum Anderen in der Beschäftigung mit dem Postwachstumsansatz von Niko Paech, u.a. seiner Suffizienz/Subsistenz-Orientierung, die auch eine industrielle Abrüstung (Schrumpfung der Industrie) zur Folge hätte. Außerdem spielten Konzepte wie das der „Solidarischen Ökonomie“, aber auch die „Gemeinwohlökonomie“ von Christian Felber deutlich eine Rolle und finden sich auch in der „Botschaft“ wieder.
Zunächst einmal, dass wir nicht vergessen, dass ein geringeres Produktions- und Konsumniveau nicht die Existenzsicherung der Menschen bedrohen darf. Deswegen sprach sich die Ökumenische Versammlung für eine weltweite solidarische Grundsicherung aus. Diese soll den Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Wohnraum, Gesundheitsfürsorge, Bildungseinrichtungen und ressourcenschonender, regionaler Mobilität als Gemeingüter für jeden Menschen beinhalten. Diese Grundsicherung würde die Menschen aus den Zwängen von Hunger, Krankheit und fehlender Entfaltungsmöglichkeit befreien und könnte durch lokale und regionale (profitfreier) Kooperativen ermöglicht werden.
Außerdem müssen so unsägliche Freihandels- und Inverstitionsabkommen wie TTIP (zwischen EU und USA) und CETA (zwischen EU und Kanada) abgelehnt werden. Denn diese würden einen Sieg der kapitalistischen Anhäufungs- und Wachstumslogik bedeuten, denn wir unbedingt verhindern müssen.
Vielen Dank für das Interview! Zum Nachlesen in der „Mainzer Botschaft“ der Ökumenischen Versammlung 2014 hier.Wie kann das Klima gerettet und Wohlstand global verteilt werden? „Anders wachsen!“ ist die Antwort von Autor*innen aus der postwachstumsbewegten Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik in einem Sammelband. „Anders wachsen! Von der Krise der kapitalistischen Wachstumsgesellschaft und Ansätzen einer Transformation“ erschien dieses Jahr im oekom Verlag und wurde herausgegeben von Maximilian B...
Von Ulrich Schachtschneider Mit der Degrowth-Bewegung ist ein neuer Stern am Himmel der sozialen Bewegungen erschienen. Doch die traditionelle Linke beobachtet diese Neu-Erscheinung etwas kritisch – ist es doch ein Aufbruch, der auch ohne sie möglich erscheint. Es fehlten die marxistischen, feministischen und antirassistischen Analysen und die entsprechenden Parolen. Wo sie doch kamen, wurden ...
Valentin Thurn ist Regisseur. 2011 kam sein Film "Taste the Waste" in die Kinos und er gründete die Selbstorganisations-Plattform "Foodsharing" mit, auf der überschüssige Nahrungsmittel an andere weiter gegeben werden können. Für den Stream towards Degrowth sprachen wir mit ihm in einem Videointerview fiktiv aus einer Zeit in der Zukunft, die die Steigerungslogik überwunden hat. Das Thema:...