Feministische Perspektiven auf sozialökologische Transformationen.
Rosa Luxemburg Stiftung: Die folgenden Ausführungen sind ein Beitrag aus herrschaftskritischer feministischer Sicht zu einer Debatte, die gegenwärtig in der Rosa-Luxemburg-Stiftung und anderen linken Kreisen meist unter dem Stichwort der «sozialökologischen Transformation» geführt wird. Hintergrund ist eine Vielfachkrise des globalen Kapitalismus (Demirović u. a. 2011), wobei drei zentrale Krisenzusammenhänge zu erkennen sind, die sich gegenseitig bedingen und verstärken: die ökonomische Krise (Finanzmarktcrash, Einbruch der Realökonomien, Beschäftigungskrise, Verschuldung), die ökologische Krise (Verlust von Biodiversität, Erschöpfung von fossilen Energieressourcen, globale Erwärmung) und die Krise der sozialen Reproduktion (Care, öffentliche Daseinsvorsorge, soziale Sicherheit). Das Bewusstsein dieser Krisenzusammenhänge und die Dringlichkeit der hierdurch verursachten Probleme für Mensch und Natur haben die alte Frage nach den Möglichkeiten und Perspektiven einer sozialökologischen Transformation und ihrer Träger_innen wieder ganz oben auf die politische Tagesordnung gesetzt. Es geht darum herauszufinden, wo genau am Bedingungsverhältnis zwischen den wachstumsbesessenen Formen des kapitalistischen Wirtschaftens und den hegemonialen gesellschaftlichen Naturverhältnissen anzusetzen ist und welche Weichen zu stellen wären.
Auch vonseiten der herrschenden Politik und aus bestimmten Unternehmerkreisen erschallt immer öfter der Ruf nach einem grundlegenden Wandel der vorherrschenden emissionsintensiven Wirtschaftsweise, damit die begrenzten Ressourcen wie auch Umweltprobleme besser gemanagt werden können. In Deutschland etwa forderte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) 2011 eine «Große Transformation» in Form eines «neuen Weltgesellschaftsvertrages », die den Umbau der kohlenstoffbasierten globalen Ökonomie voraussetzt. Die vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission (2011–2013) hatte zudem den Auftrag, die Zusammenhänge von Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität zukunftsfähig auszubuchstabieren, konnte sich aber weder auf wachstumskritische Kriterien noch auf die Berücksichtigung feministischer Perspektiven verständigen.