Unter Degrowth oder Postwachstum verstehen wir eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält. Dafür ist eine grundlegende Veränderung unserer Lebenswelt und ein umfassender kultureller Wandel notwendig. Das aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Leitprinzip lautet „höher, schneller, weiter“ - es bedingt und befördert eine Konkurrenz zwischen llen Menschen. Dies führt zum einen zu Beschleunigung, Überforderung und Ausgrenzung. Zum anderen zerstört die Wirtschaftsweise unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie die Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Wir sind der Überzeugung, dass die gemeinsamen Werte einer Postwachstumsgesellschaft Achtsamkeit, Solidarität und Kooperation sein sollten. Die Menschheit muss sich als Teil des planetarischen Ökosystems begreifen. Nur so kann ein selbstbestimmtes eben in Würde für alle ermöglicht werden. Praktisch gesehen heißt das: > Eine Orientierung am guten Leben für alle. Dazu gehören Entschleunigung, Zeitwohlstand und Konvivialität. > Eine Verringerung von Produktion und Konsum im globalen Norden, eine Befreiung vom einseitigen westlichen Entwicklungsparadigma und damit die Ermöglichung einer selbstbestimmten Gestaltung von Gesellschaft im globalen Süden. > Ein Ausbau demokratischer Entscheidungsformen, um echte politische Teilhabe zu ermöglichen. > Soziale Veränderungen und Orientierung an Suffizienz, statt bloßen technologischen Neuerungen und Effizienzsteigerung, um ökologische Probleme zu lösen. Wir betrachten die These von der Möglichkeit der absoluten Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch als historisch widerlegt. > Regional verankerte, aber miteinander vernetzte und offene Wirtschaftskreisläufe. Dieses Selbstverständnis ist eine Erweiterung des Selbstverständnisses von Research and Degrowth, auf das sich die Organisationsgruppe der Leipziger Degrowth-Konferenz geeinigt hatte und das das Redaktionsteam des Degrowth-Webportals nochmals überarbeitet hat. Wir distanzieren uns von Formen der Wachstumskritik, welche die Sicherstellung eines guten Lebens für alle nicht im Blick haben. Rechte, rassistische und sexistische Formen der Wachstumskritik lehnen wir ab.
Wir, die Redaktion des Degrowth Webportals, haben uns entschieden das Webportal mit dem englischen Begriff „Degrowth“ zu bezeichnen. Als deutsche Übersetzung sehen wir den Begriff „Postwachstum“ als den passendsten an. Andere Begriffe wie „Wachstumsrücknahme“ oder „Entwachstum“ sehen wir als inhaltlich gute Begriffe, die wir im gleichen Kontext benutzen. Das englische Wort „degrowth“ wurde aus den lateinischen Sprachen abgeleitet. Die französischen und italienischen Äquivalente - décroissance und decrescita – beschreiben einen Fluss, der nach einer zerstörerischen Flut wieder in sein ursprüngliches Flussbett zurückkehrt. Der englische Begriff „degrowth“ wurde durch die erste internationale Degrowth-Konferenz, die 2008 in Paris stattfand, geprägt. Die Vorsilbe „de“ steht für das Reduzieren oder Wegnehmen in diesem Fall für das Wegnehmen, Reduzieren von Wachstum. Seit der Konferenz wurde der Begriff in der englischsprachigen wissenschaftlichen Literatur, in den Medien (inzwischen auch im deutschsprachigen Raum) sowie im Bewegungskontext verwendet. Ein Vorteil des zunächst negativ klingenden Wortes ist, dass es unbequem ist und sich nicht leicht einverleiben lässt. Es ist unbequem in einer Welt, in der die selbstverständliche Tatsache, dass auf einem endlichen Planeten unendliches Wachstum unmöglich ist, eine radikale Position ist.
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