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«Natur wird zerstört, weil sie für Politik und Wirtschaft unsichtbar ist», sagen die Befürworter einer ökonomischen Bewertung. Implizit heißt das: Wird eine Natur geschaffen, die für Wirtschaft und Politik sichtbar ist, lässt sich dadurch der Verlust von Artenvielfalt stoppen. Aber so einfach ist es nicht! Mit der Schaffung einer «Natur, die für Kapital sichtbar ist», verändert sich auch unsere Wahrnehmung von Natur – möglicherweise sogar tiefgreifend.
Scheinbar kleine Anpassungen der Umweltgesetzgebung wie der Einführung von handelbaren Kompensationsgutschriften für Biodiversität, Wasser oder Emissionen führen zu paradigmatischen Veränderungen, bei denen Grenzwertüberschreitungen durch Zahlung einer Gebühr in Form von Kompensationsgutschriften gesetzeskonform werden. Beim Versuch, Natur in «Naturkapital» umzuwandeln, das sich aus klar abgrenzbaren, mess- und vergleichbaren Einheiten von Ökosystemleistungen zusammensetzt, tun sich auch methodische Risse auf. Es lohnt, diese genauer zu betrachten.
Diese Broschüre hinterfragt die in der Debatte über eine ökonomische Bewertung von Natur propagierten Argumente. Es wird deutlich, dass es nicht darum geht, ob eine ökonomische Bewertung automatisch bedeutet, dass Natur ein Preisschild umgehängt wird, sondern vielmehr darum, dass diese ökonomische Bewertung in der Praxis sehr wohl die Tendenz hin zum Preisschild für Natur fördert. Die kritische Auseinandersetzung mit den Argumenten und Trends zeigt deutlich, dass ökonomische Bewertung nicht dazu führt, dass Konzerne und Politik in Zukunft Natur mehr wertschätzen, sondern vielmehr, dass Naturzerstörung einen Preis erhält.
(Beschreibung der Herausgeberorganisation)
Die Publikation steht auf der Internetseite der Herausgeber in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch zum kostenlosen Download zur Verfügung.