Logo degrowth

Blog

“... das Engagement vieler BürgerInnen machte die notwendigen Strukturreformen möglich”

09.02.2014

Wachstumswahn

Interview mit Christine Ax und Friedrich Hinterberger

In ihrem neuen Buch "Wachstumswahn - was uns in die Krise führt und wie wir wieder heraus kommen" erklären Christine Ax und Friedrich Hinterberger woher die Wachstumsbegeisterung in der Vergangenheit rührte, widerlegen das Credo, dass es ohne endloses Wachstum nicht geht, und zeigen, warum Wachstum keine zeitgemäße Antwort auf die aktuellen Probleme ist. Für die Interview-Reihe des Stream towards Degrowth haben sie unsere Fragen beantwortet.

Stellen Sie sich vor, die Welt erlebt eine Zeit des „guten Lebens“ jenseits des Wachstums. Blicken wir dann, sagen wir im Jahre 2030, auf die vergangenen Jahrzehnte zurück.

1. Inwiefern war die Gesellschaft wachstumsabhängig?

Obwohl wichtige Wachstumstreiber wie Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und Exporte, Arbeit, Kapital, Ressourcen und technischer Fortschritt  stetig an Triebkraft verloren, waren wichtige Teilsysteme unserer Gesellschaft, zum Beispiel das Finanzsystem, die Staatshaushalte und der Arbeitsmarkt so konstruiert,  dass sie Wachstum brauchten.

2. Welche waren die Hindernisse, die einer Wachstumswende im Wege standen?

Weder das politische System noch die Wissenschaft beschäftigten sich mit dieser Entwicklung. Sie zogen eine „Kopf in den Sand“-Strategie vor. Anstatt die notwendigen Reformen in Angriff zu nehmen, wurde immer wieder versucht, das Wachstum anzukurbeln. Man war nicht bereit, den Realitäten ins Auge zu sehen.

3. Welchen Beitrag haben sie für eine Gesellschaft jenseits des Wachstums geleistet?                            

Wir tragen mit unserer wissenschaftlichen Arbeit zu einem besseren Verständnis der oben angesprochenen Zusammenhänge bei. Uns liegt aber auch die Popularisierung des Themas sehr am Herzen. Wir wollen, dass mehr Menschen verstehen, worum es eigentlich geht, damit sie selber aktiv werden können und von der Politik das Richtige fordern. Und wir versuchen selber auch, so zu leben, dass wir Wachstum nicht brauchen.

4. Was macht für Sie ein "gutes Leben“ auf einem  geringeren Produktions- und Konsumniveau aus?

Zufriedenheit und Genuss der "Fülle", die vorhanden ist. Damit meinen wir nicht nur das bereits vorhandene Sachvermögen sondern auch immaterielle Güter wie Musik, Kunst, Kultur und Natur. Wenn wir nicht weiter wachsen, dann bedeutet es, dass wir nicht jedes Jahr NOCH mehr haben. Das würde in wenigen Jahrzehnten zu einer Verdoppelung führen! Wir können mit dem heutigen Niveau zufrieden sein.

5. Welche Anzeichen für eine Welt jenseits des Wachstums gab es schon 2013?

Die Krise von 2008 war nicht wirklich bewältigt. Deshalb ging es 2016 noch einmal so richtig „bergab“. Auch weil schon 2014 nur mehr wenige Menschen (KonsumentInnen wie Unternehmen) an die Möglichkeiten eines "weiter so" glaubten. Aber es kam nicht wirklich zur Katastrophe. Vor allem die vielen regionalen KMUs erwiesen sich als Treiber und Stützen des notwendigen Strukturwandels. Neuwahlen und das Engagement vieler BürgerInnen machten die notwendigen Strukturreformen möglich. Vieles von dem was wir in unserem Buch beschreiben, wurde umgesetzt und Realität.

Share on the corporate technosphere


Our republication policy

Support us

Blog

Kohleausstieg 2025: Technisch machbar und klimapolitisch notwendig

Ende gel%c3%a4nde

6 Thesen zur laufenden Debatte um den Kohleausstieg in Umwelt- & Klimabewegung  Die Debatte um den klimapolitisch notwendigen Kohleausstieg wird seit Jahren ohne Ergebnis geführt. Die Politik duckt sich bisher aus Angst vor den Reaktionen aus den betroffenen Regionen weg. Sie ignoriert dabei, dass die jahrelange Verzögerung der aktiven Gestaltung des Strukturwandels die Ausgangslage de...

Blog

Some more Reflections on the Budapest Degrowth-Conference

By: Adrián Beling

The signs from the Degrowth-Conference having disappeared from the walls of the portentous building of Corvinus University, and the streets of Budapest emptied from the stalls and the babble of the Degrowth-Week, the time is ripe for another evaluation-round. The conference can be assessed from diverse perspectives – with disparate outcomes, I suspect.  Even if I am relatively new to the Degrow...

Blog

Noch freie Plätze: Sommerwerkstatt “Wirtschaft anders machen” vom 11. bis 16. August in Leipzig

Das „Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V.“ veranstaltet vom 11. bis 16. August 2014 zum zweiten Mal eine Workshop-Woche zum Thema „Wirtschaft anders machen – Konzepte für Heute und Morgen!“ in Leipzig. Dabei haben junge Erwachsenen die Möglichkeit, sich gemeinsam mit uns über Grenzen und Probleme des derzeitigen Wirtschaftens auszutauschen und neue Ansätze kennenzulernen. Neben einer theoretischen [...]