Logo degrowth

Blog

Sommerschule: Ein Flair von Spaß, Hoffnung und klarem Ziel

By: Christiane Kliemann

14.08.2015

Von Christiane Kliemann

Nach sechs Tagen mit Workshops, Diskussionen, praktischen Aktivitäten und viel Spaß ist die Sommerschule zu Degrowth und Klimagerechtigkeit auf dem rheinischen Klimacamp nun zu Ende. Unter dem Slogan "Degrowth Konkret" wurden die eher theoretischen Ideen von Degrowth auf konkrete Aktionen wie den Widerstand gegen Braunkohleabbau zugespitzt. Darüber hinaus bot das Camp die Gelegenheit, so etwas wie ein "Degrowth-Leben" praktisch zu erfahren.

Die Infrastruktur für die mehr als 1000 Teilnehmenden war komplett selbst hergestellt, angefangen von Außenduschen und Komposttoiletten über mobile Solarpanele und ein selbstgebautes Windrad, bis hin zu der veganen Feldküche, die auf die ständige Mitarbeit der Camper*innen angewiesen war. Die dezentralen, hierarchiefreien Entscheidungsstrukturen auf dem Camp waren eine weitere Möglichkeit zu erleben, wie sich alternative Organisationsstrukturen anfühlen.

"Unsere Sache ist auch die Eure"

Dies war aber lange nicht alles: viel wichtiger war, dass die Sommerschule ein Ort war für gelebte Solidarität und Schulterschluss mit aktivistischen Bewegungen überall auf der Welt. Es wurde sehr deutlich, dass sich emanzipatorische Bewegungen aus Nord und Süd in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Unterschieden dennoch als Teil einer globalen Bewegung für kompletten Systemwandel verstehen. Eine Vision, die verbindet; zum Beispiel die unzähligen Klimagerechtigkeits-Initiativen aus dem globalen Süden mit der Anti-Kohle Bewegung in Deutschland; den Kampf der Kurden in Rojava mit dem südeuropäischen Widerstand gegen Austeritätspolitik; und die Degrowth-Bewegung mit Blockupy, Widerstand gegen TTIP und vielen Weiteren. "Unsere Sache ist auch die Eure" brachte es Heather Milton Lightening, Sprecherin des indigenen Widerstands gegen die kanadischen Ölsande, auf den Punkt.

Eine globale Bewegung für einen Wandel des Systems

Auf dem Abschlusspodium wurde jedoch betont, wie wichtig es ist, nicht hier stehenzubleiben, sondern noch einen Schritt weiterzugehen. Tom Kucharz zum Beispiel, politischer Berater von Podemos in Spanien, sieht die große Herausforderung für die Bewegung darin, die Arbeit gegen die verschiedensten Symptome des Versagens unseres Wirtschaftssystem auf eine neue politische Eben zu bringen, und in gemeinsame Aktionen für einen wirklichen Systemwandel zusammenzuführen. Mit Blick auf die große UN-Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres sieht er eine Gefahr darin, den Fehler von Kopenhagen zu wiederholen und die Hoffnung auf den offiziellen Prozess zu richten. Stattdessen müsse die Bewegung klar ausgerichtet bleiben und darauf bestehen, dass es nicht um Klimawandel allein, sondern vielmehr um einen Wandel des Gesamtsystems gehe.

Ginge es nur nach der Ausrichtung der Leute hier auf dem Klimacamp, wäre dies allerdings eine unbegründete Furcht. So bekam einer der Teilnehmenden in der Abschlussrunde großen Applaus, als er sagte, die Zeit auf der Sommerschule habe ihn überzeugt, auch an der Aktion "Ende Gelände" teilzunehmen, der Massenaktion gegen Braunkohleabbau als erstem konkreten Schritt direkt im Anschluss an das Camp. In diesem Sinne stellte Klimagerechtigkeitsaktivist Tadzio Müller die Ende Gelände-Aktion in eine Reihe mit vielen historischen Aktionen zivilen Ungehorsams, ohne die es viele historische Errungenschaften niemals gegeben hätte.

About the author

Christiane Kliemann

More from this author

Share on the corporate technosphere


Our republication policy

Support us

Blog

Again and again: supposed evidence for decoupling emissions from growth is not what it seems

By: Mark H Burton

By Mark Burton It can be difficult to form a view of what’s really going on in our atmosphere, given the amount of information and of contradictory claims. This piece concerns recent reports on global greenhouse gas (GHG) emissions and levels. On 16th March, a Guardian headline over an article by John Vidal said: Surge in renewable energy stalls world greenhouse gas emissions That sounds good...

Blog

Jenseits des Wachstums – DBU-Forschungsprojekt startet Befragung von mittelständischen Unternehmen zu deren Wachstumsvorstellungen

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg starten heute eine Online-Befragung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zum Thema Wachstum. Die Forscherinnen und Forscher wollen herausfinden, wie wichtig wachsende Gewinne oder Beschäftigtenzahlen für die Unternehmensstrategie sind, ob und wie stark die Unternehmen wachsen und welche Unternehmen bewusst nicht wachsen wollen. [...]

Blog

„Glaube an Wachstum, Leistung, Produktivität, Besitz ist stark verankert in der Gesellschaft!”

Interview mit dem Leipziger Verein Ökolöwe Der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. ging vor mehr als 25 Jahren aus der Naturschutzbewegung in Leipzig hervor und will auf mehreren Ebenen und in zahlreichen Projekten Ressourcen schonendere Strukturen voranbringen. Beispielsweise in den Bereichen Verkehr, Schutz der Artenvielfalt, Konsum, sowie Stärkung bürgerschaftlichen Engagements. Der Verein ist ein Unterstützer der [...]