Das Ende der Geschichte und der großen Erzählungen wurde verkündet und die Zukunft ist kein positives Versprechen mehr. Die gesellschaftliche Diskussion kreist trotz wirtschaftlicher und ökologischer Krise um ein scheinbar alternativloses Gesellschaftsmodell, das den Wachstumszwang des globalen Kapitalismus nicht zu hinterfragen wagt.
Können jene Ideen, die sich um Begriffe wie Postwachstum und Degrowth scharen, die Alternativlosigkeit aufbrechen und den Grundstein einer neuen großen Erzählung und gesellschaftlichen Bewegung legen? Ist die Postwachstumsgesellschaft die neue Utopie, welche den Verlauf der Geschichte wiederbelebt und unsere Zukunft bedeutet? Und wie sähe diese Zukunft aus?
Mit diesen Fragen im Gepäck wollen wir, zwei Studierende aus Berlin, in den nächsten Wochen auf Reisen gehen und uns das Wortungetüm Postwachstumsgesellschaft in dessen gelebter Umsetzung näher ansehen. Hier werden wir von unserer Suche nach einer Zukunft berichten, die vielleicht bereits heute weitab von Brüssel und Berlin geschaffen wird.
Postwachstum ist die positive Wendung eines gesellschaftlichen Zustands, der sonst ganz und gar nicht positiv besetzt ist: Gerade die südlichen Staaten Europas litten und leiden in der Krise schwer unter Rezession und Stagnation. In dieser Situation entpuppt sich das Mantra über die alternativlose heilende Wirkung des Wirtschaftswachstums als eine der wenigen Gemeinsamkeiten über alle politischen Spektren in Europa hinweg. Wir wollen uns hingegen auf die Suche nach positiven Bildern einer wachstumslosen Gesellschaft begeben, wo Rezession oder Stagnation nicht nur ökologisch vorteilhaft sind, sondern auch sozial gerecht gestaltet werden.
Kann ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit miteinander verbunden werden? Oder ist Postwachstum ein elitäres Unterfangen? Wie kann es im internationalen Kontext gedacht werden? Was soll nicht mehr wachsen? Bedeutet die Postwachstumsgesellschaft ein Zurück in die Vergangenheit oder ein Anders in die Zukunft? Welche Rolle spielt Technologie? Und wie genau kann die Transformation funktionieren?
An Orten wie einem Degrowth-Zentrum an der französisch-spanischen Grenze, einem antikapitalistischen Weingut in Südfrankreich, einer frisch besetzten Industriesiedlung in Spanien und einer selbstorganisierten Arbeitslosenhilfe in Deutschland wollen wir diesen Fragen nachreisen. Auf dem Blog Postwachstum werden wir von der Praxis, der Motivation und der Vision dieser gelebten Utopien berichten. Vielleicht helfen sie uns, die entscheidenden Fragen zu schärfen und, wer weiß, sogar ein Stück weit zu beantworten.
Ein persönlicher Bericht der Reise findet sich auf unserem Blog Fragend Reisen.
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“Wirtschaft ohne Wachstum” – so lautet erneut das Ausschreibungsthema für den Kapp-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und richtet sich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen. Die Bewerbungsfrist endet mit dem 1. März 2016. Weitere Infos gibt es hier oder auf der Website der Vereinigung für Ökologische Ökon...
Viele Publikationen, die für Suffizienz und eine Abkehr vom Wachstums-Paradigma plädieren, adressieren allein an die Politik. Sie müsse für veränderte Rahmenbedingungen sorgen, „damit gutes Leben einfacher wird“ (Schneidewind/Zahrnt). Sie müsse das Geldsystem in ein Vollgeld-System umwandeln (Huber) und/oder endlich eine ökologische Steuerreform durchführen (Binswanger/Nutzinger), um den Naturverbrauch mit monetären Anreizen zu reduzieren. So richtig diese Argumentationen [...]