Logo degrowth

Blog

Sommerschule 2016: „ein Realitätscheck für Degrowth“

25.07.2016

Schon zum zweiten Mal gibt es dieses Jahr die Degrowth-Sommerschule auf dem Klimacamp im Rheinland. Während sie letztes Jahr ganz im Zeichen von Klimagerechtigkeit stand, heißt sie diese Jahr „Skills for System Change“. Wir haben bei Christopher Laumanns vom Orga-Team nachgefragt, warum das so ist, und was Euch auf der Sommerschule erwartet.

Warum ist der Zusammenschluss von Degrowth und dem Klimacamp so wichtig?

Weil es ohne Degrowth im globalen Norden keine Klimagerechtigkeit geben wird. Und weil es keine relevante Degrowth-Bewegung geben wird, wenn sie ihre Ideen nicht praktisch umsetzt. Das Klimacamp im Rheinischen Braunkohleabbaugebiet ist ein wunderbarer Ort, um Degrowth-Konzepte einem Realitätscheck zu unterziehen.

Sind das diesjährige Motto und die Themenauswahl aus den Erfahrungen vom letzten Jahr entstanden?

Ja. Letztes Jahr war die Sommerschule ja zum ersten Mal auf dem Klimacamp, weshalb wir uns auf die Verbindung zwischen Degrowth und Klimagerechtigkeit konzentriert haben, also auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Bewegungen und Konzepten. Im Laufe des letzten Jahres ist die Degrowth-Bewegung jedoch aktivistischer und die Klimagerechtigkeitsbewegung viel stärker geworden. So haben wir uns gedacht: wir, also die Menschen in diesen Bewegungen, brauchen bestimmte Fähigkeiten, um den gewünschten Systemwandel herbeizuführen. Deshalb konzentrieren wir uns auf diese praktischen Dinge wie die Gründung von Kooperativen, das Moderieren von Konsensentscheidungen, den Aufbau politischer Kampagnen oder den Bau von Dingen mit unseren eigenen Händen. Die Sommerschule letztes Jahr ist allerdings nicht der einzige Grund: nicht nur unsere Bewegungen, sondern auch Europa verändert sich momentan rasant. Das geht von inspirierenden Entwicklungen wie dem Sommer der Migration bis hin zu gruseligeren, wie dem Erstarken des Rechtspopulismus. Wir müssen diese Veränderungen analysieren und unsere Strategien diskutieren. Das ist auch eine Fähigkeit für Systemwandel.

An welche Fähigkeiten genau denkt ihr dabei und warum sind sie so wichtig?

Wenn wir politische Veränderungen bewirken wollen, müssen wir starke Bewegungen aufbauen, die Menschen inspirieren und Institutionen unter Druck setzen können. Dafür brauchen wir eine Menge Fähigkeiten: Wir brauchen die richtige Analyse, müssen wissen, wohin wir wollen und strategisch darüber nachdenken, wie wir dahin kommen. Wir müssen wissen, wie man politische Kampagnen durchführt und mit möglichen Gegner*innen und der Presse umgeht. Und damit wir das alles tun können, ohne durchzudrehen, sollten wir nett zueinander sein, uns umeinander kümmern und unsere Bedürfnisse kommunizieren. Und diese ätzende Erzählung von Wachstum und Konkurrenz aus unseren Köpfen bekommen und sie durch etwas ersetzen, was uns mit unserer Mitwelt verbindet. Das Programm von Klimacamp und Sommerschule bildet all das ab.

Wird Klimagerechtigkeit immer noch eine wichtige Rolle auf dem Camp spielen?

Natürlich, es ist ja auch ein Klimacamp! Da wird es eine Menge Workshops geben, die direkt oder indirekt mit Klimagerechtigkeit zusammenhängen. Die Klimacamps basieren auf vier Säulen: Vernetzung, Bildung, Selbstorganisation und direkte Aktion. Soweit ich weiß, sollen die alle zu Klimagerechtigkeit beitragen.

Was wird dieses Jahr anders sein?

Wir werden weniger Veranstaltungen und mehr Platz haben für Diskussionen als gesamtes Camp. Das kommt auch daher, dass wir gemerkt haben, dass das Programm vom letzten Jahr sehr voll war, vielleicht ein bisschen überwältigend.

Wie viele Anmeldungen habt ihr von außerhalb Deutschlands?

Wir haben 375 Anmeldungen insgesamt, wobei ich nicht weiß, wie viele davon von außerhalb Deutschlands sind. Aber wollen wir den Nationalstaat nicht sowieso lieber hinter uns lassen? Es wird auf jeden Fall ziemlich transnational werden, das kann ich versprechen.

Es scheint, dass die Sommerschule schon ausgebucht ist: wird es Videostreaming der Vorträge und Podien geben, sodass Leute von überall aus zuschauen können?

Ihr könnt auf jeden Fall immer noch zum Camp kommen! Eine Anmeldung war nur nötig, um an den Sommerschulkursen teilzunehmen, die in der Tat voll sind. Die Kurse sind aber nur ein Teil des Programms; da ist noch so viel Anderes: Workshops, Vorträge, Podien, Filme, Konzerte und Vieles mehr! Und wenn Ihr nicht kommen könnt: Ja, Vorträge und Podien werden aufgezeichnet, jedoch nicht per Live-Streaming. Wir werden sie so schnell wie möglich hochladen und auch hinterher noch andere Videos produzieren.

Was wird denn aus Deiner Sicht das Highlight der Sommerschule dieses Jahr?

Um ehrlich zu sein, ich freu' mich auf die Bar... die macht Pierre und der ist ein Juwel!

Share on the corporate technosphere


Our republication policy

Support us

Blog

Rezension zu „Anders Wachsen“

Titel becker wachstum

By: Felicitas Sommer

Wie kann das Klima gerettet und Wohlstand global verteilt werden? „Anders wachsen!“ ist die Antwort von Autor*innen aus der postwachstumsbewegten Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik in einem Sammelband. „Anders wachsen! Von der Krise der kapitalistischen Wachstumsgesellschaft und Ansätzen einer Transformation“ erschien dieses Jahr im oekom Verlag und wurde herausgegeben von Maximilian B...

Blog

Who says what is absurd? - Experiences of Defamiliarization

By Corinna Burkhart Humans get used to quite a lot of things and live their daily life through a set of what we can call habits. Everyday experiences are not much worth a thought as long as everything is like it always is. This can be driving by car to town, only to get stuck in the usual traffic jam, or something very simple like flushing the toilet or using knife and fork to eat a grilled pi...

Blog

Degrowth in der Psychologie? Ein erster Ansatz der Initiative für Psychologie im Umweltschutz e.V.

Ipu logo

Die Initiative Psychologie im Umweltschutz e.V. (IPU) veranstaltete im Mai 2014 ihren 43. Kongress. Für den Stream towards Degrowth fragten wir nach, welche Denkansätze Perspektiven von Degrowth und Psychologie im Umweltschutz verbinden. Die Mitglieder der Initiative haben uns darauf ein paar Überlegungen skizziert: beispielsweise machen Praktiken und Denkmuster des Steigerungszwangs uns krank. Ihre gesellschaftliche Überwindung [...]